Samstag, 25. Oktober 2014

kranke Welt..

Warum muss ich mich immer wieder selber verletzen? Ist es Schuld? Ist es Wut? Hass, Trauer, das Unvermögen, Gefühle und Empfindungen in Worte zu fassen, sie anderen Menschen mitzuteilen, auf ‚gesundem‘ Weg auszudrücken? Aber was ist schon gesund? Vielleicht bin ich ja gesund, und nur die Gesellschaft ist krank? Erkrankt an zu viel Leistungsdruck, an zu wenig Zeit für die schönen kleinen Dinge im Leben, an denen jeder nur vorbeihetzt – auf der Suche nach dem ganz großen Glück? Aber was, wenn das ganz große Glück nur die Summe der kleinen Momente voller Glück ist, die Momente, an denen wir so geschäftig vorbeirauschen? Was, wenn die Gesellschaft schon so kaputt ist, dass sie nicht mehr zu retten ist? Was bleibt mir dann, als mich aus dieser Gesellschaft zurückzuziehen? Die schädlichen Einflüsse abzuschalten und auszublenden, sollte das nicht des Rätsels Lösung sein? Richtig, der Mensch ist ein Rudeltier, auf Dauer für sich selbst zu sein macht einsam - doch was, wenn es genau die Einsamkeit ist, die uns glücklich macht? 
Nehmen wir einmal an, ein Mensch strebt zeitlebens nach Einsamkeit, nach vollständiger Autarkie – wendeten wir hierbei die hiesigen Gesellschaftsstandards auf diese Person an, so würde sie unter allen Umständen aus dem Rahmen fallen, durch das Raster, auf den Boden der Tatsachen. Diese Person würde als außer der Norm beschrieben, ein Querulant, einer, der nicht in die Gesellschaft passt, und somit eine potentielle Bedrohung dieser darstellt, richtig? Damit wäre die einzige Möglichkeit, die drohende Gefahr abzuwenden, die betreffende Person der gesellschaftlichen Norm anzupassen, oder - sollte dies nicht gelingen - sie unschädlich zu machen. Denn ließe man die Person ihr Leben leben wie sie es für richtig hält, bestände die Gefahr, dass sie mit ihrem Denken, ihrem individuellen Sein, ihrer Weigerung, sich der gesellschaftlichen Norm anzupassen, dass sie genau damit - und noch viel mehr - andere Menschen ansteckt, selbst zu denken. Dies jedoch darf nicht zugelassen werden, da sonst die Gesellschaft in ihrem ganzen Sein in den Grundfesten erschüttert würde, zwangsweise letztendlich zusammenbrechen würde. Damit dies nicht geschieht, müssen andersdenkende der Norm angepasst werden - sei es mithilfe von Polizeigewalt, begrenzenden Gesetzen, oder - was viel öfter der Fall ist, als man denken würde - mit Psychopharmaka.
Die offizielle Erklärung ist, dass Psychopharmaka und Psychotherapien den Menschen helfen sollen, ihren Alltag zu bewältigen, und den Weg zurück in die Gesellschaft zu finden, da ihnen ihre Leiden ein glückliches und sorgenfreies Leben unmöglich machen. Doch was, wenn manche Menschen gar nicht in den Schoß der Gesellschaft zurückkehren wollen? Was, wenn es ihnen gut geht, wie sie sind, und sie daran überhaupt nichts ändern wollen? Was, wenn nur der Druck der Gesellschaft, bzw bestimmter Vertreter derer, die sie ihre Freunde und Verwandte nennen, sie dazu zwingen, obwohl sie ihr Leben auf die Reihe bekommen? Vielleicht nicht auf die genormte, anerkannte Weise, sondern auf ihre eigene Art, ihre eigenen Überzeugungen auslebend und ihre eigenen Werte aufstellend?
Was ist daran so schlimm, wenn man nicht der Norm entspricht? Macht es einen Menschen weniger liebenswert, weniger ihn selbst, wenn er so bleiben will, wie er ist, und sich damit wohl fühlt? Muss man jeden Menschen auf Teufel komm raus der Gesellschaft anpassen, ihn reintegrieren, ihn sozialisieren?
Wann begreift die Menschheit, dass sie genau durch diese Normierung mit Vollgas auf den Abgrund zusteuert?

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